Bio fängt beim Saatgut an
Bei Kohlrabi und anderen Kohlarten stellen die neuen CMS-Hybriden besondere Herausforderungen für den Biolandbau. Sativa testet ihre ersten samenfesten Sorten in Praxisversuchen.
Kohlrabi ist ein sehr altes, in den deutschsprachigen Ländern aber anhaltend beliebtes Gemüse. Seit Jahrzehnten beherrschen Hybridsorten den Saatgutmarkt. In den letzten Jahren werden klassische Hybriden zunehmend durch sogenannte „CMS“ oder „inzuchtfreie“ Hybriden ersetzt.
CMS steht für „cytoplasmatische männliche Sterilität“: Die Pflanze produziert keinen Pollen mehr, ist also „männlich steril“. Diese Eigenschaft nutzt die Hybridzüchtung, um sicherzustellen, dass die Mutterlinie ausschliesslich von der Vaterlinie befruchtet wird. CMS-Sorten werden von Bio Suisse und Demeter abgelehnt, da die angewandten biotechnologischen Verfahren als „gentechniknah“ eingestuft werden.
Für den modernen Biogemüsebau nimmt die Auswahl an brauchbaren Sorten laufend ab. Alte Sorten können nicht mehr angebaut werden, weil sie zu langsam wachsen und die Biogemüseproduzenten damit nicht mehr konkurrenzfähig sind. Auch die klassischen pollenbildenden Hybriden verschwinden aus den Katalogen der Züchter.
Sativa begann 2007 mit der Züchtung von Kohlrabi. Mit dem Ziel, neue, aber samenfeste Sorten ohne CMS zu entwickeln, die mit den bisherigen Sorten im Erwerbsanbau konkurrenzfähig sind.
Drei Populationen für Treibanbau, frühen Freilandanbau und Sommerernte sowie Herbstanbau werden in ersten Praxisversuchen getestet. Versuchssaatgut von diesen Sorten steht für Erwerbsgärtner auf Anfrage zur Verfügung.